Marnitz-Therapie - Schlüsselzonenmassage - Methode der Manuellen Therapie
Die Marnitz-Therapie oder auch Schlüsselzonenmassage ist eine
Methode der Manuellen Therapie, wird also beispielsweise von Physiotherapeuten
durchgeführt. Einerseits ahndelt es sich hierbei also um eine
krankengymnastische Anwendung; gleichzeitig wird diese jedoch durch
einen ganzheitlichen Ansatz erweitert. Aus diesem Grunde gibt es
unterschiedliche Ansichten zur Marnitz-Therapie, wobei zahlreiche
Patienten über positive Erfahrungen berichten. Der Therapie
zu Grunde liegt die Annahme, dass der Körper über sogenannte
Schlüsselzonen (auch als Reflexzonen bzw. reflektorische Zonen
bekannt) verfügt. Die Existenz dieser sogenannten Reflexzonen
ist in Medizinerkreisen inzwischen weitestgehend akzeptiert. Es handelt
sich hierbei um nachweisbare neurologische Verbindungen zwischen
zwei ganz unterschiedlich gelagerten Körperpartien, die über
das Nervennetz miteinander verknüpft sind. So können beispielsweise
Arme oder Hände schmerzen, anschwellen oder rot werden, wenn
beispielsweise Partien des Rückens geschädigt sind. Die
Schlüsselzonenmassage nach Dr. Marnitz macht sich diese Verbindungen
zu Nutze und kombiniert sie mit bekannten Methoden der Manuellen
Therapie. So soll diese besondere Behandlungsform sowohl auf direkter
manueller Ebene auf Muskeln, Gewebe und Sehnen einwirken als auch
auf reflektorischer Ebene. Hauptziel ist es dabei, den Patienten
zu mobilisieren, also seine Beweglichkeit beispielsweise nach Unfällen,
Operationen oder bei sonstigen schmerzhaften Beschwerden wieder herzustellen
und gleichzeitig die Schmerzen soweit möglich zu reduzieren.
Dr. Marnitz Erkenntnisse - die Geschichte der Marnitz-Therapie
Die Marnitz-Therapie erhielt ihren Namen durch den Begründer der Methode,
Dr. Harry Marnitz. Als Arzt und Leidtragender zugleich entwickelte der deutsche
Mediziner eine ganz eigene Form der Manuellen Therapie, die auf seinen in der
Praxis gesammelten Erfahrungen basiert. Dr. Marnitz wurde 1864 im damaligen Russland
geboren. Bereits im Alter von vierzehn Jahren zog sich Marnitz eine Fraktur am
Ellbogen zu, welche durch einfache Behandlungsmaßnahmen wie Massagen, Streichungen
und leichte Kraftübungen nahezu vollständig behoben werden konnte.
Direkt nach seinem Abitur folgte Marnitz seiner Leidenschaft und schrieb sich
für das Studium der Medizin ein. Bereits während seines Studiums zeigte
er großes Interesse für alternative und manuelle Heilmethoden des
Stütz- und Bewegungsapparates. Nach seiner Approbiation als Arzt wurde Marnitz
in einer Klinik angestellt, wo er ob seiner Erfahrungen im Bereich der Massage
und Krankengymnastik gleich in der dortigen Abteilung tätig werden durfte.
Die Kenntnisse in diesem medizinischen Fachbereich waren zur damaligen Zeit noch
nicht sehr weit ausgereift, und so konnte Marnitz viele eigene Erkenntnisse gewinnen
und neue Methoden entwickeln sowie ausprobieren. Kriegsbedingt mehreren Wohnortswechseln
unterworfen, arbeitete Marnitz auch nach seiner Promotion in verschiedenen Kliniken
und dort immer wieder im Bereich der Physikalischen Medizin. Nach weiteren Erfahrungen
auch auf dem Gebiet der Chiropraktik gründete Dr. Harry Marnitz schließlich
in den 50er Jahren seine eigene Praxis. Hier arbeitete er an der Schnittstelle
zwischen Mediziner und Krankengymnast und gelangte zu einigen Erkenntnissen,
die die Basis für seine spätere Marnitz-Therapie bilden sollten. Insbesondere
die intensive Beschäftigung mit den Wirkungen und Heilweisen der gezielten
Massage ist hierbei von großer Bedeutung. Im Gegensatz dazu nahm Marnitz
bald Abstand von der Chiropraktik, die er als weitaus weniger hilfreich und effektiv
einschätzte. Differenzierte und genau auf das Beschwerdebild abgestimmte
Massagen hingegen formten bald den Mittelpunkt seines Interesses. An Hand dieser
entwickelte er seine sogenannte Schlüsselzonenmassage, die von der reflektorischen
Wirkung von Beschwerden und Schmerzen im gesamten Körper ausging und somit
auch die Heilung verschiedener Krankheiten und Schmerzzustände über
entsprechend reflektorische Schlüsselzonen in Aussicht stellte.
Wirkung und Indikationen: Ist die Marnitz-Therapie für mich geeignet?
Weil die Marnitz-Therapie sowohl groß-als auch kleinflächig angewandt
werden kann und sich in ihrer Ausführung stark den individuellen Voraussetzungen
des Patienten anpasst, ist sie auch dann geeignet, wenn andere Formen der Physiotherapie
zu schmerzhaft oder kontraindiziert wären. So kann die Marnitz-Therapie
bei vielen verschiedenen Beschwerdebildern von Bewegungsunfähigkeit und
Schmerzzuständen durchgeführt werden. Hierzu zählen neben der
Nachsorge von Operationen und Frakturen auch chronische Entzündungen und
Degeneration der Gelenke sowie der Wirbelsäule. Dr. Harry Marnitz selbst
ging davon aus, dass die reflektorische Wirkung seiner Tiefenmassage außerdem
auch einen positiven Einfluss auf die Inneren Organe und Gewebe ausübt.
Ablauf der Therapiestunden
Wie bei jeder Manuellen Therapiestunde steht auch bei der Marnitz-Therapie die
genaue Anamnese des Patienten an erster Stelle. Bei der Marnitz-Therapie ist
diese jedoch besonders wichtig, da sich alle Befunde und Erkenntnisse über
Schmerzen und Beschwerden direkt auf die folgende Tiefenmassage und die zugehörigen Übungen
auswirken. Ein ausgebildeter Marnitz-Therapeut kennt hierzu einen genauen Katalog,
der bei der Einordnung der Befunde behilflich ist. So können alle wichtigen
Schlüsselzonen der entsprechenden Körperpartien gefunden werden. Dabei
fallen bei der Diagnose während der Marnitz-Therapie oft auch solche Partien
auf, die in vielen anderen Therapieformen nicht als unmittelbar zur Beschwerde
zugehörig bezeichnet würden. Neben den genauen Schlüsselzonen
ist hier auch die Form der Beschwerde wichtig. So können Schmerzen und Beschwerden
beispielsweise dumpf oder stechend, auf andere Gebiete ausstrahlend oder lokal
begrenzt sein. All diese Einzelheiten bestimmen den späteren Verlauf der
Marnitz-Therapiestunden. Während dieser erhält der Patient eine intensive
Tiefenmassage, die je nach Diagnose auf einen lokalen Bereich begrenzt oder großflächig
angewandt werden kann. Hierbei wird das gesamte Gewebe durchgeknetet und durchblutet,
gedehnt und gelockert, wobei besonders große Aufmerksamkeit auf die entsprechenden
Schlüsselzonen gelegt wird. Dabei geht man bei der Marnitz-Therapie dabei
aus, dass nur nach Behandlung aller zugehörigen Reflexbögen auch die
eigentliche Ursache für Schmerzen und Bewegungseinschränkung behoben
werden kann. Zusätzlich zur Tiefenmassage bietet der Therapeut auch verschiedene Übungen
aus der Manuellen Therapie an, die auf den Befund zugeschnitten werden. Darüber
hinaus trägt aber auch die Eigeninitiative des Patienten zum Heilerfolg
bei: Bei der Marnitz-Therapie werden neben den Massageeinheiten auch individuelle
Programme mit speziellen Übungen für zu Hause angeboten. Diese Übungen
sind eine sinnvolle Ergänzung zur Tiefenmassage und zur angeleiteten Therapiestunde;
Muskelblockaden und andere Einschränkungen können während der
Marnitz-Therapie gelöst werden, wodurch der Körper optimal vorbereitet
ist auf die zu Hause durchführbaren Übungen.
Wer bietet die Marnitz-Therapie an?
Die Marnitz-Therapie, in einigen Praxen und Kliniken auch Schlüsselzonenmassage
genannt (siehe Einleitung), zählt zum Bereich der Manuellen Therapie. Sie
kann daher sowohl ambulant als auch stationär im Rahmen eines Reha- bzw.
Kuraufenthaltes durchgeführt werden. Ambulant wird die Marnitz-Therapie
von PhysiotherapeutInnen bzw. KrankengymnastInnen angeboten, die eine entsprechende
Weiterbildung in diesem Bereich besitzen. Für eine Behandlung ist dann eine
entsprechende Überweisung vom Haus- oder Facharzt nötig. Wie bei
anderen Formen der Manuellen Therapie ist auch hier eine Folge von mehreren Sitzungen über
einen längeren Zeitraum sinnvoll. Beim stationären Aufenthalt sind
die entsprechenden Klinikabteilungen für Physiotherapie für die Durchführung
zuständig. Elemente aus der Marnitz-Therapie werden inzwischen in vielen
Krankenhäusern bzw. Kliniken angeboten. Ob diese besondere Form der Manuellen
Therapie im Einzelfall sinnvoll und erfolgsversprechend ist, entscheidet der
behandelnde Arzt. Als PatientIn können Sie dabei in jedem Fall direkt nachfragen.
Eine kleine Übersicht der in Deutschland mit der Marnitz-Therapie praktizierenden
Praxen und Kliniken findet sich beispielsweise unter http://www-marnitz-therapie.de
und dort unter dem Link "Therapeutenliste". Dort gibt es außerdem Informationen
und Angebote für Therapeuten, die ihre Arbeit gern um diese Therapieform
ergänzen möchten.