Elektrotherapie - Übungen und Geräte in den verschiedenen Therapien
Unter dem Begriff Elektrotherapie werden verschiedene Verfahren
zusammengefasst, die im medizinischen oder physiotherapeutischen
Bereich unter dem Einsatz kontrollierter Stromimpulse Verwendung
finden. Hierzu zählen sowohl hydroelektronische Anwendungen
wie das Stangerbad als auch moderne Verfahren mit schwachem Reizstrom
(TENS-Gerät) sowie viele weitere Anwendungen, die sich in Gleichstromtherapie,
Niedrigfrequenztherapie sowie Hochfrequenztherapie aufteilen. Das
Wissen um die Wirkung gezielter elektronischer Impulse auf den menschlichen
Körper ist dabei nicht neu - ganz im Gegenteil: Bereits in antiken
Kulturen war der Einsatz von Zitterrochen bekannt, welche bei Berührung
mitunter heftige Stromstöße auf den Körper bewirken
können. Damals wurde die "Elektrotherapie" vorrangig zur Behandlung
chronischer und akuter Schmerzzustände eingesetzt. Die moderne
Elektrotherapie kann darüber hinaus auch zur Verbesserung der
individuellen Beweglichkeit beispielsweise bei Wirbelsäulenschäden,
nach Unfällen oder Operationen eingesetzt werden. Manche Therapiemaßnahmen
erfordern eine erfahrene Anleitung, andere können bequem zu
Hause durchgeführt werden. Dabei unterscheiden sich die jeweiligen
Therapieformen in erster Linie durch die jeweilige Stromstärke.
Es gibt sowohl niedrigfrequenten als auch mittelfrequenten bis hin
zu hochfrequentem Strom, welcher selbstverständlich eine qualifizierte
Betreuung verlangt. Die Gleichstrom-Therapie ist ein weiteres Feld
der Elektrotherapie. Welche Methoden es im Bereich der Elektrotherapie
gibt und wie sie eingesetzt werden können, darüber informieren
wir Sie hier auf einen Blick:
Die Gleichstrom-Therapie
Wie der Name bereits andeutet, kommt es bei der Gleichstrom-Therapie zum Einsatz
von gleichförmigen Strom. Die Wirkung dieser Methode basiert auf den Kenntnissen
des Stromfluss, welcher bei entsprechender Anwendung auch durch den rundum leitenden
Patienten fließt. Der Gleichstrom wird dabei ganz automatisch durch das
gesamte Gewebe des Behandelten bis in die einzelnen Zellen geleitet, wo er für
eine Aufspaltung in positiv geladene sowie negativ geladene Teilchen sorgt. Aus
diesem Grunde ist für die Gleichstrom-Therapie eine entsprechende Vorrichtung
mit ebenfalls zwei Polen, also einem Plus- sowie einem Minuspol (Katiode und
Anode) notwendig. Eine solche Vorrichtung befindet sich beispielsweise in der
Spezialwanne für ein Stangerbad, welche als hydroelektrische Therapiemaßnahme
bekannt ist. Eine andere, moderne Variante des Stangerbads ist das sogenannte
Vierzellenbad. Beide Methoden basieren auf der Wirkung von Gleichstrom, welche
die im Körper befindlichen Zellen aufteilt und dabei sowohl stimulierend,
also anregend als auch dämpfend bzw. entspannend wirken kann. Diese Wirkung
zeigt sich besonders effektiv im Muskel- sowie Nervengewebe. Aus diesem Grunde
wird die Gleichstrom-Therapie deshalb in verschiedenen Bereichen angewandt, wo
eine Aktivierung oder Dämpfung der Aktivität von Muskeln und Nervenzellen
erwünscht ist. Eine Aktivierung ist beispielsweise nach Unfällen und
Operationen nötig, bei denen die Muskeln geschwächt und die Bewegungsabläufe
in Folge dessen geschwächt sind. Hier kann die Gleichstrom-Therapie für
eine Erhöhung des Muskeltonus (der Spannkraft) sorgen. Eine dämpfende
Wirkung hingegen ist bei verschiedenen Schmerzzuständen, insbesondere in
Kombination mit Schädigungen des Halte- und Stützapparates (Bandscheiben,
Arthrose, Morbus Bechterew und Andere), erwünscht. Ein weiterer Nebeneffekt
der Gleichstrom-Behandlung ist eine Durchblutungssteigerung, welche sich positiv
auf den gesamten Zellstoffwechsel ausübt.
Die Niederfrequenz-Therapie
Die Elektrotherapie im Niedrigfrequenz-Bereich wird oftmals mit der
Gleichstrom-Therapie in Zusammenhang gebracht, ist jedoch streng
genommen eine eigene Behandlungsmethode. Schwache Stromimpulse sind
ebenfalls dazu geeignet, Muskeln und Nervenfasern je nach Wunsch
zu aktivieren oder zu dämpfen. Deshalb wird auch die Niederfrequenz-Elektrotherapie
beispielsweise zur Behandlung von Schmerzzuständen durch Degeneration von
Wirbelsäule oder Gelenken eingesetzt. Ein bekanntes Beispiel ist die sogenannte
TENS-Therapie, welche mit einem gleichnamigen Gerät durchgeführt wird.
Das sogenannte TENS-Gerät sendet ausschließlich sehr schwache, nichtsdestotrotz
deutlich fühlbare Stromreize aus und kann je nach Empfinden und Krankheitsbild
individuell reguliert werden. Das Gerät besteht ebenfalls aus zwei Elektroden,
welche auf die Haut aufgebracht werden und dort für die Dauer der Sitzung,
in der Regel zwischen fünf und fünfzehn Minuten, verbleibt. Dabei kann
der Stromfluss auf Grund seiner niedrigen Frequenz vorrangig im Bereich unmittelbar
um die Elektroden wirken - wer beispielsweise Beschwerden an der Wirbelsäule
hat, sollte die Elektroden des TENS-Gerätes in der Nähe platzieren.
Das TENS-Gerät wird beispielsweise von orthopädischen Praxen, aber
auch von Schmerztherapeuten oder vom Hausarzt verschrieben. Nach einer kurzen
Einführung am Gerät kann dieses vom Patienten mit nach Hause genommen
werden, wo die Therapie mit dem Schwachstrom über einen längeren Zeitraum
möglichst täglich durchgeführt werden soll. Die stetigen, schwachen
Stromimpulse sollen dann für eine Dämpfung von chronischen Schmerzen,
für eine Lockerung des beteiligten Muskelgewebes und in Folge dessen auch
für eine Verbesserung der Beweglichkeit sorgen. Darüber hinaus kommt
es bei der Schwachstrom-Therapie auch zu einer lokalen Verbesserung der Durchblutung,
welche sich ebenfalls positiv auf diverse Beschwerden ausüben kann.
Die Mittelfrequenz-Therapie
Eine Elektrotherapie mit Strom mittlerer Frequenz ist eindeutig nicht für
den Hausgebrauch geeignet, sondern erfordert den gezielten Einsatz durch einen
erfahrenen Therapeuten. Hierzu zählen alle Anwendungen mit einem Frequenzbereich
zwischen 1000 und bis zu 100.000 Hertz. Ein solcher Strom wirkt bis in tiefere
Gewebeschichten und hier insbesondere auf die Fasern des Muskelgewebes ein. Diese
Wirkung wird durch einen gleichmäßigen Stromfluss erzielt, der nicht
auf einzelne Stromimpulse beschränkt ist. Zur Behandlung werden die betroffenen
Körperpartien an zwei Elektroden angeschlossen, welche anschließend
mittelfrequenten Strom aussenden. Dieser Strom ist bereits relativ hoch, so dass
er für eine unwillkürliche Kontraktion der betroffenen Muskelfasern
sorgt. Im Gegensatz hierzu bleibt die Zellmembran jedoch unberührt, weshalb
die Wirkung einer Mittelfrequenz-Therapie nicht mit anderen elektrotherapeutischen
Verfahren vergleichbar ist. Diese Behandlungsmethode ist deshalb gut geeignet
zur Verbesserung auch stark eingeschränkter Bewegungsfähigkeit sowie
zur Lösung chronischer Muskelverspannungen. Auch bei rheumatischen Beschwerden,
nach Verletzungen, Unfällen und Operationen kann die Mittelfrequenz-Therapie
eine sinnvolle Maßnahme sein. Der schmerzstillende Effekt einer Gleichstrom-Therapie
bzw. Niedrigfrequenz-Behandlung bleibt jedoch aus. Übrigens: Auf Grund
der doch recht hohen Stromfrequenz ist diese Therapieform absolut kontraindiziert
bei allen Formen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und insbesondere auch bei eingebauten
Herzschrittmachern.
Die Hochfrequenz-Therapie
Die Behandlung mit hochfrequentem Strom gehört ebenfalls in die Hände
erfahrener Therapeuten und Ärzte. Sie kann beispielsweise in speziellen
Kur- und Rehaeinrichtungen durchgeführt werden und eignet sich für
alle Behandlungen, bei denen neben dem eigentlichen Stromreiz auch eine Steigerung
der Durchblutung erzielt werden soll. Dies kann bei vielfältigen Beschwerden
und Erkrankungen des Bewegungsapparates wie Arthrose, schmerzhafte Muskelverspannungen
oder Wirbelsäulenleiden, aber auch bei Erkrankungen und Entzündungen
der Inneren Organe der Fall sein. Die Möglichkeit, auch tief sitzende Innere
Organe zu erreichen, ist eine Besonderheit der Hochfrequenz-Therapie. Hierbei
kann sie beispielsweise positiv auf Entzündungen der Sehnen, der weiblichen
Eileiter oder selbst auch bronchiale Beschwerden einwirken. Durch den hochfrequenten
Stromfluss sind alle Patienten mit Herzschrittmachern, Herz-Kreislauf-Erkrankungen
oder bestimmten Störungen des Nervensystems von einer Behandlung ausgeschlossen.
Neben den oben beschriebenen Therapieformen zählen im weiteren Sinne auch
die Ultraschalltherapie und andere, seltenere Verfahren zur Elektrotherapie.
Die Wirksamkeit und Möglichkeiten der Elektrotherapie aus Sicht einer Krankenversicherung
findet sich beispielsweise unter http://www.tk-online.de/tk/behandeln-a-z/e/elektrotherapie/25274.