Schrothkur - Trink- und Trockentage: Abnehmen mit der Schrothkur
Der Name verrät es bereits: Die Schrothkur bezeichnet keine
Ernährungsumstellung im klassischen Sinne. Vielmehr geht es
hierbei um ein kurzfristiges Programm, welches im Rahmen einer Fastenkur
durchgeführt wird und welches neben einem deutlichen Gewichtsverlust
auch ein gesteigertes Wohlbefinden bewirken kann. Die Kur umfasst
einen relativ strengen Ernährungsplan, welcher auf dem Wechsel
sogenannter Trink- sowie Trockentage beruht. An den Trockentagen
wird dementsprechend deutlich weniger getrunken als üblicher
Weise empfohlen, während diese Maßnahme an den Trinktagen
gelockert wird. Auch die Auswahl erlaubter Nahrungsmittel ist eingeschränkt – vornehmlich
stehen hier frisch gekochte Getreidebreie auf dem Speiseplan, ergänzt
durch trockene Semmeln (siehe auch F.X.-Mayr-Kur) sowie gekochtes
Obst und Gemüse. Auch eine Durchwärmung durch feucht-heiße
Wickel und Umschläge zählt zu den Pfeilern der Schrothkur.
Durch das eingeschränkte Nahrungsangebot wird die Maßnahme
von Experten oftmals mit dem Fasten bzw. Heilfasten in Verbindung
gebracht. Noch heute ist die Schrothkur als Entschlackungsmaßnahme
auch in alternativen Kreisen sehr beliebt – darüber
hinaus wird sie aber auch in zahlreichen Kurkliniken und – Orten
angeboten. Zu den bekanntesten zählt hier das süddeutsche
Oberstaufen, welches als offizieller Schroth-Kurort gelten darf.
Vom kranken Pferdekutscher in die Kurhäuser – Herkunft
und Geschichte der Schrothkur
Begründet wurde die Kur vom Pferdekutscher Johann Schroth, welcher dem Ernährungskonzept
gleichzeitig seinen Namen gab. Schroth lebte Ende des 18. bis zur Mitte des 19.
Jahrhunderts. Bei seiner Arbeit mit der Kutsche wurde er im Alter von 22 Jahren
durch einen Huftritt seines Pferdes am Bein verletzt. Diese Verletzung war so
tief, dass er für einige Zeit arbeitsunfähig wurde. In dieser Zeit
wuchs in Johann Schroth der Wunsch, aus eigener Kraft schnell wieder zu regenerieren.
Durch die Erkrankung blieb ihm viel Zeit, die er dazu nutzte, Beobachtungen anzustellen
und traditionelle, naturheilkundliche Maßnahmen anzuwenden. So erkannte
er beispielsweise die wohltuende Wirkung nasser Umschläge auf sein Bein,
ebenso wie die positive Auswirkung einer gezielten Ernährung. Durch seine
Nähe zu Vieh und Pferden beobachtete er außerdem, dass kranke Tiere
deutlich weniger Nahrung und sogar Flüssigkeit zu sich nahmen als gesunde.
Hieraus folgerte er, dass auch bei Menschen eine reduzierte Flüssigkeitsaufnahme
heilsam sein könnte. Im Laufe der Zeit entwickelte er durch Beobachtungen,
Selbstversuche und Zusammenfassung seiner Erkenntnisse eine Kur, mit derer er
sich selbst von seiner Verletzung genesen haben soll. Nach Bekanntwerdung seiner
Heilung wurde Johann Schroth weit über seinen Wohnort hinaus bekannt, und
zahlreiche Menschen kamen zu ihm, um sich mit der ungewöhnlichen Kur behandeln
zu lassen. Damals durchaus umstritten, wurde die Kurmaßnahme zu Beginn
des 20. Jahrhunderts von zahlreichen deutschen Kurkliniken aufgenommen, die das
spezielle Ernährungskonzept nach Schroth noch heute anbieten. Dabei wird
die Schrothkur heute jedoch weniger zur Genesung, als vielmehr zum Gewichtsverlust
beispielsweise bei Adipositas verschrieben.
Indikationen: Wo und wann die Schrothkur durchgeführt wird
Die Schrothkur eignet sich nur sehr bedingt zur Anwendung in Eigenregie. Der
klassische Weg geht hierbei über spezialisierte Kurkliniken, welche die
Maßnahme allein oder unterstützend zu anderen anbieten. Dabei gibt
es ganz verschiedene Kliniken und Häuser, welche beispielsweise private
Ernährungsprogramme, ebenso aber auch medizinisch verordnete Schrothkuren
durchführen können. Insbesondere stark Übergewichtige können
von der Schrothkur mit einem anfangs deutlichen Gewichtsverlust profitieren.
Viele Experten halten eine schnelle und effektive Gewichtsabnahme zu Beginn einer
langfristig angelegten Ernährungsumstellung für enorm wichtig und motivierend.
Wer sich für eine Abnahme nach dem Schroth-Konzept interessiert, sollte
deshalb seinen behandelnden Arzt ansprechen, ob eine Kurmaßnahme möglich
und sinnvoll ist. Er kann gegebenenfalls auch bei der Genehmigung durch die Krankenkasse
behilflich sein. Wird die Kurmaßnahme nicht genehmigt, bieten viele Kliniken
auch Privatzahlern einen Platz an. Darüber hinaus kann die Schrothkur Bestandteil
weiterer medizinischer Maßnahmen, beispielsweise zur Rehabilitation übergewichtiger
Patienten nach einer Operation sein. Neben der Gewichtsabnahme, welche heute
zu den wichtigsten Indikationen für eine Schrothkur gilt, empfiehlt die
Organisation Deutscher Schrothverband die Maßnahme auch für zahlreiche
andere Beschwerden. Hierzu zählen unter Anderem Stoffwechselerkrankungen,
Gicht, dauerhafte Kopfschmerzen oder Stressbelastungen. Für diese Indikationen
ist die Schrothkur jedoch von den allermeisten Krankenkassen nicht zugelassen
und muss in diesem Fall selbst bezahlt werden. Darüber hinaus gibt es Menschen,
für die eine Schrothkur auf Grund ihrer mitunter heftigen Wirkungen nicht
in Frage kommt. Hierzu zählen verschiedene Erkrankungen und Entzündungen
der Inneren Organe sowie Krebserkrankungen. Auch während einer Schwangerschaft
darf die Schrothkur nicht durchgeführt werden.
Ernährung und Programm während der Schrothkur
Eine vollständige Schrothkur unter professioneller Aufsicht sollte etwa
zwei bis drei Wochen dauern. Die wichtigste Grundlage der Schrothkur bilden hierbei
die Trink- und Trockentage: Im Wechsel von drei Trockentagen und insgesamt vier
Trinktagen werden jeweils unterschiedliche Mengen an Flüssigkeit aufgenommen.
Zu Beginn einer Woche stehen die Trockentage, welche maximal einen halben Liter
Flüssigkeit pro Tag vorsehen. In der klasssichen Schrothkur wird hierbei
vor Allem Weißwein getrunken. Es folgen zwei sogenannte kleine Trinktage,
an denen bereits deutlich mehr getrunken werden darf, sowie zwei große
Trinktage mit einer noch größeren Flüssigkeitsmenge. Die Nahrung
besteht während des gesamten Zeitraums vorrangig aus Getreidebreien wie
beispielsweise Hafer oder Grieß. Neben diesen gekochten Breien werden außerdem
gekochtes Obst und Gemüse aufgenommen. Ähnlich wie bei der F.-X.-Mayr-Kur
stehen außerdem trockene Brötchen bzw. Semmeln auf dem Speiseplan.
Ergänzt wird das Ernährungskonzept durch eine Wärmetherapie, welche
nach Johann Schroth mit nassen Wickeln und Wärmflaschen durchgeführt
wird. Durch die kalte Feuchte entwickelt der Körper Wärme und schwitzt,
was sowohl dem Gewichtsverlust als auch der Entschlackung des Organismus zuträglich
sein soll. In der modifizierten Schrothkur setzt man ebenfalls auf den Wechsel
von Trink- und Trockentagen. Der entscheidende Unterschied liegt hier jedoch
in der Menge: Eine so geringe Flüssigkeitszufuhr wie bei der klassischen
Schrothkur wird heute auch von Anhängern des Konzepts nicht mehr befürwortet.
Hinzu kommt, dass der strenge Verzicht auf Nahrung bei sehr geringer Kalorienaufnahme
nach der Diät schnell zum gefürchteten Jo-Jo-Effekt führen kann.
Um dies zu verhindern, wird eine modifizierte Schrothkur mit breiterem Nahrungsangebot
sowie langsamer Steigerung der Kalorienaufnahme empfohlen. Darüber hinaus
wird die Aufnahme von Alkohol während der Kur reduziert bzw. ganz ausgesetzt.
Beiden Varianten gemein ist der weitgehende Verzicht auf Salz, Zucker sowie tierische
Fette und Eiweiße.
Kritisches und Fazit
Die Schrothkur ruft wie viele alternativ-medizinische Maßnahmen sehr geteilte
Meinungen hervor. Der Deutsche Schrothverband sowie zahlreiche begeisterte Anhänger
der Kur setzen sich für eine fundierte Beurteilung der Kurmaßnahme
und ihrer positiven Auswirkungen ein. Hier wird insbesondere Wert gelegt auf
eine modifizierte Ernährungsform, welche auch nach heutigen Standards als
Kur empfohlen werden kann. Der anfangs schnelle Gewichtsverlust und das bei vielen
Patienten gesteigerte Wohlbefinden sollen hierfür sprechen. Dem entgegen
stehen Ernährungswissenschaftler, aber auch der Deutsche Wellnessverband,
welche insbesondere die Klassische Schrothkur mit ihrem strengen Ernährungsplan,
der geringen Kalorien- und Flüssigkeitsaufnahme sowie zahlreicher weiterer
Kritikpunkte ablehnen. Insgesamt wird die Schrothkur als zu einseitig bewertet;
bei mehrwöchiger Durchführung könne es bereits zu einer Mangelernährung
kommen. Auch die geringe Flüssigkeitsaufnahme an den Trinktagen widerspricht
heutigen wisenschaftlichen Erkenntnissen.