Heilfasten und Heilfastenkur - im Hotel oder zu Hause - Anleitung
Das Heilfasten ist eine ganz besondere Form der Fastenkur. Jeder
kennt religiöse Fastenzeiten, beispielsweise im Christentum
die Zeit vor dem Osterfest, oder diätesisches "Fasten" zur Gewichtsabnahme
mit einem deutlich verschmälerten Speiseplan. Im Gegensatz hier
soll das Heilfasten, wie der Name sagt, eine ganz andere Funktion
erfüllen: Eine solche Fastenkur von bis zu mehreren Wochen soll
den gesamten Organismus entlasten, den Körper regenerieren helfen
und somit zu einer Inneren Reinigung und Entschlackung führen.
Der Begriff Entschlackung bedeutet das Ausscheiden vormals eingelagerter
Körperschlacken, welche sich beispielsweise im (Fett-) Gewebe
befinden sollen. Solche Schlacken sind beispielsweise auf Nebenprodukte
des Stoffwechsels, Nahrungs- und Umweltgifte zurück zu führen,
die nach Ansicht vieler Naturheilkundler auf normale Weise oft nicht
abgebaut werden können. Eine Fastenkur soll hier behilflich
sein, indem sie den Organismus entlastet und mit dem Überschuss
an Energie zur Entschlackung und Zellerneuerung beiträgt. Das
Heilfasten wird demnach als (vorbeugende) Maßnahme zur Gesunderhaltung
und eventuell auch zur unterstütztenden Heilung chronischer
Beschwerden angesehen. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Varianten
dieser Fastenkur, vom moderaten Fasten beispielsweise mit hoher Eiweißzufuhr über
die Schrothkur bis hin zum eigentlichen Heilfasten nach Dr.
Otto Buchinger. Das klassische Heilfasten wurde durch Buchinger in Deutschland
etabliert und in seiner heutigen Form entwickelt. Dabei nimmt man über
einen gewissen Zeitraum ausschließlich flüssige Nahrung
in Form selbst angesetzter Gemüsebrühe sowie eventuell
Säften und Wasser zu sich. Buchinger selbst hatte einige Jahre
zuvor die wohltuende Wirkung einer solchen Heilfastenkur kennengelernt,
die ihm nach eigenen Aussagen bei verschiedenen Beschwerden wie Rheuma
und Arthritis geholfen hatte. Die Begeisterung über diese so
einfache wie effektive Heilmethode bewog ihn dazu, selbst eine Kurklinik
für das nach seiner Methode definierte Heilfasten zu eröffnen.
Noch heute erfreut sich das Fasten nach Buchinger großer Beliebtheit,
und viele Menschen nutzen eine kleine Auszeit, um den Organismus
mit kontrolliertem Nahrungsverzicht wieder auf Vordermann zu bringen.
Dabei gibt es verschiedenste Formen des Heilfastens, von der professionellen
Klinikkur über die Anwendung zu Hause nach Plan bis hin zu den
Fastenwanderungen (siehe unten). Neben dem Heilfasten nach Buchinger
gibt es eine andere Variante des Heilfastens, bei dem zusätzlich
auf Säfte verzichtet wird und ausschließlich Wasser und
Tee aufgenommen werden.
Durchführung einer Fastenkur
Der "Speiseplan" für das Heilfasten nach Buchinger ist wenig umfangreich
und deshalb unkompliziert auch zu Hause durchführbar. Damit die Fastenkur
aber überhaupt ein voller Erfolg wird, kommt es in erster Linie auch auf
die Umstände an. Diese sollten so beschaffen sein, dass man gerade zu Beginn
genügend Zeit und Ruhe für die körperliche Umstellung einplant.
Nichts schmälert den Erfolg einer Fastenkur schneller als ein hektischer
Tagesplan, etliche Versuchungen im Süßigkeitenschrank oder Familienfeiern
mit großem Festessen, bei dem eine Absage schlichtweg unhöflich wäre.
Für erfolgreiches Heilfasten sollte deshalb ein guter Zeitraum sowie - Punkt
gewählt werden; idealer Weise beginnt die Kur am Wochenende, so dass man
zu Beginn der Berufs- oder Uniwoche bereits die ersten "Entzugserscheinungen" gemeistert
hat. Denn diese sind tatsächlich nicht zu unterschätzen - der Körper
ist feste Nahrungs gewöhnt und kann vor allen in den ersten Tagen mit Kopfschmerzen,
Müdigkeit oder Muskelschwäche reagieren. Für überzeugte Heilfaster
gehören diese Symptome aber dazu und sollten bei absolut gesunden Menschen
als positives Zeichen einer beginnenden Umstellung gewertet werden. Zur richtigen
Vorbereitung gehört auch, Freunde und Familie, eventuell auch die Kollegen über
die eigenen Fastenpläne in Kenntnis zu setzen. Zum Einen erspart man sich
so neugierige Nachfragen, zum Anderen bewirkt die soziale Kontrolle auch eine
gewisse Motivation und unterstützt beim Durchhalten. Wenn die äußeren
Umstände stimmen, kann die eigentliche Fastenkur beginnen. Diese startet
mit ein bis mehreren sogenannten Entlastungstagen und endet mit ebenfalls moderaten
Aufbautagen. Diese Vor- und Nachbereitung hilft dem Organismus, sich sanft umzustellen
und trägt somit massiv zum Erfolg einer Heilfastenkur bei. In beiden Phasen
werden leicht verdauliche Nahrungsmittel in geringer Menge aufgenommen, wobei
dies in der Aufbauphase von Tag zu Tag stetig gesteigert wird. Unmittelbar am
Ende des letzten Entlastungstags wird der Darm entleert, beispielsweise durch
Glaubersalz. Während des Heilfastens müssen dann lediglich kleine Vorbereitungen
getroffen werden: Eine Gemüsebrühe wird mit frischem Gemüse und
eventuell Gewürzen (ohne Salz) selbst angesetzt und am Besten vorgekocht.
Fertige Brühen enthalten Zucker, Hefe und andere für das Fasten ungünstige
Zutaten. Die Säfte werden frisch zubereitet oder als fertige Frischsäfte
beispielsweise aus Naturladen und Reformhaus zugekauft. Reichlich Wasser und
ungesüßte Kräutertees begleiten die Fastenzeit. Darüber
hinaus empfehlen viele Anhänger des Heilfastens, die ausschwemmende und
entschlackende Wirkung dieser Kur durch moderate Bewegung zu unterstützten
(siehe auch: "Fastenwanderungen" unten).
Wirkung und Effekte: Was passiert während einer Fastenkur?
Das Heilfasten soll eine ganze Reihe positiver Effekte auf die Gesundheit haben.
Erklärt wird dies durch den kompletten Verzicht auf feste Nahrung: Nach
einer gewissen Umstellungsphase reguliert der Organismus seinen Stoffwechsel
nach unten; der Blutdruck sinkt und viele weitere Organfunktionien werden verlangsamt.
Dies wird von vielen Heilfastern als regelrechte Ruhepause für Körper,
Seele und Geist beschrieben. Während viele anfangs noch müde sind vom
Nahrungsentzug, berichten die meisten schon bald darauf über eine deutlich
gesteigerte Energie und unbändigen Tatendrang. Stress und Stimmungsschwankungen
werden ausgeglichen und weichen einem Gefühl von innerer Ruhe und Zufriedenheit.
Auf organischer Ebene soll die Nahrungspause für einen Energieüberschuss
sorgen, der beispielsweise Prozesse wie die Renegeration und Erneuerung von Körperzellen
unterstützt. Aus diesem Grunde wird das Heilfasten von vielen Naturheilkundlern
und auch Ärzten zur Begleitung verschiedener Therapien, beispielsweise bei
Schmerzpatienten, bei rheumatischen Beschwerden und vielen anderen Symptomen
empfohlen. Dabei dürfen ausschließlich gesunde Patienten, beispielsweise
zur präventiven Gesundheitssorge, über mehrere Wochen heilfasten. Ein
Nebeneffekt, der von vielen Menschen ebenfalls sehr geschätzt wird, ist
die Gewichtsabnahme. Dabei ist die Heilfastenkur jedoch keine Diät im herkömmlichen
Sinne. Insbesondere bei gleichzeitiger Bewegung kann die verminderte Kalorienaufnahme
aber zu einem deutlichen Gewichtsverlust führen - der allerdings zum Teil
auch auf die entwässernde Wirkung des Heilfastens zurück zu führen
ist.
Fastenwanderungen und Co.: Die verschiedenen Möglichkeiten des Heilfastens
Die Durchführung einer Heilfastenkur zu Hause ist möglich, kostet aber
auch eine ganze Menge Disziplin und Durchhaltevermögen. Einfacher wird es
mit einem zugeschnitten Rahmenprogramm und mit Gleichgesinnten. Die Möglichkeiten
hierzu sind zahlreich: Viele private Veranstalter und Fastenleiter bieten inzwischen
geführte Fastenwanderungen beispielsweise am Meer, bei denen neben dem vorgeschriebenen
Ernährungsplan auch tägliche Bewegung auf dem Programm stehen. Darüber
hinaus wird das Heilfasten auch in speziellen Instituten als Kurmaßnahme
unter Ärztlicher Kontrolle angeboten. Besonders komfortabel ist das Heilfasten
im Rahmen eines Hotelaufenthalts - immer mehr ganzheitlich orientierte Hotels
bieten die wohltuende Maßnahme als Pauschale an. Kliniken und Kurhäuser
fürs Heilfasten finden sich beispielsweise unter http://www.fasten-ernaehrung.de/adressen.html.
Heilfasten: Nur für gesunde Menschen
Insbesondere das extreme Heilfasten, bei dem außer Wasser und Tee keinerlei
Nahrungsmittel aufgenommen werden, ist in Medizin und Wissenschaft umstritten.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung und andere Dachverbände
sprechen sich eindeutig gegen eine solch radikale Form des Fastens aus. Die möglichen
positiven Effekte einer solchen Kur könnten durch die negativen Faktoren
sowie gesundheitliche Risiken so überlagert werden, dass hiervon in vielen
Fällen abzuraten sei. So sollen insbesondere ältere, untergewichtige
und / oder Menschen mit chronischen oder akuten Krankheiten auf das Heilfasten
verzichten. Zur Risikogruppe zählen beispielsweise Diabetiker Typ 1, Bluter,
Krebskranke oder Menschen mit einer Schilddrüsenüberfunktion. Auch
die Aufsicht eines Fastenbegleiters, beispielsweise bei Fastenwanderungen, reicht
hier nicht aus. Wer über einen längeren Zeitraum fasten möchte
oder zur sogenannten Risikogruppe gehört, sollte daher in jedem Fall Ärztlichen
Rat einholen. Darüber hinaus gibt es auch ganz grundsätzliche Befürworter
und Kritiker des Heilfastens mit ausschließlich flüssiger Nahrung,
gleich in welcher Form es praktiziert wird (beispielsweise Saftfasten, Fasten
nach Buchinger). Deshalb sollte jeder für sich selbst abwägen, ob er
sich auf eine solche Kur einlassen möchte und sich ggf. zuvor von einem
Arzt rundum untersuchen lassen.