McKenzie-Therapie bei chronischen Schmerzen des Bewegungsapparates
Schmerzen des Stütz- und Bewegungsappartes gehören zu
den häufigsten chronischen Schmerzbildern überhaupt. Oftmals
sind sie nur harmloser Natur, in anderen Fällen können
aber auch Krankheiten und Fehlbildungen, Skoliose, Arthrose, Rheuma
und viele weitere Ursachen zu Grunde liegen. Der Behandlungskatalog
bei solchen Schmerzen war bisher recht eindeutig: Konservative Maßnahmen
sahen Krankengymnastik, Massagen, physiotherapeutische Heilanwendungen
und ähnliche Methoden zur symptomatischen Linderung der Schmerzen
und Verbesserung der Bewegung vor, unabhängig von der jeweiligen
Diagnose. Bei Bandscheibenvorfällen galten Operationen oder
Behandlungen mit schmerzhemmenden Stoffen lange Zeit als Mittel der
Wahl. Dabei kennen viele Betroffene, die beispielsweise unter regelmäßig
wiederkehrenden Rückenschmerzen leiden, das Problem: Aus Angst
vor den Schmerzen werden ganz bestimmte Bewegungen vermieden, was
langfristig wiederum zu einem eingeschränkten Bewegungsradius
und somit mitunter zu noch schlimmeren Schmerzen führen kann.
Das McKenie-Konzept bietet hier einen völlig anderen Ansatz.
Benannt nach dem neuseeländischen Physiotherapeut Robin McKenzie
erfreute sich die Methode seit ihrem Beginn in den Sechziger Jahren
wachsender Beliebtheit. Heute kennt die Methode weltweit sowohl qualifizierte
Therapeuten als auch viele "Anhänger", die dank dieser speziellen
Behandlung schon bald deutlich schneller und effizienter von ihren
Schmerzen geheilt werden konnten als mit allen anderen Maßnahmen.
Die Erkenntnisse, die McKenzie in seiner Praxis insbesondere über
Wirbelsäulenleiden sammelte und dann auch in seiner eigens entwickelten
Methode umsetzte, waren zu damaliger Zeit bahnbrechend: Er erkannte
bald, dass Schmerzzustände sich durch regelmäßige
Bewegungen verändern können. Was bis dato kaum wissenschaftliche
Anerkennung erhalten hätte und auch heute von der breiten Masse
der Gesellschaft noch als ungewöhnlich angesehen wird, hat sich
in der Praxis tausendfach bewährt: Trotz oder gerade bei Schmerzzuständen
des Bewegungsapparates werden gezielte Übungen in diesem Bereich
mit einem ausgebildeten Therapeuten gemäß des McKenzie-Konzepts
durchgeführt. Diese Übungen sorgen im Laufe der Behandlung
dafür, dass sich das Schmerzbild verändert und im besten
Fall sogar vollständig verschwinden kann. Deshalb bieten heute
verschiedene Physiotherapeuten, Krankengymnasten, Ärzte und
Kliniken das McKenzie-Konzept in ihrem Maßnahmenkatalog an.
Dabei zeichnet sich die Methode durch eine aktive Haltung des Patienten
aus - manuelle Eingriffe des Therapeuten werden so gering wie möglich
gehalten. Gleichzeitig ist die professionelle Betreuung auch für
die Erstellung eines Übungsplans für zu Hause entscheidend
für den Behandlungserfolg. Das McKenzie-Konzept ist eindeutig
keine Methode zur Eigenanwensung ohne Therapeut.
Die Geschichte von Robin McKenzie - wie ein neuseeländischer
Physiotherapeut die Idee seines Lebens hatte
RobinMcKenzie wurde 1931 in Neuseeland geboren. In seiner Tätigkeit als
Physiotherapeut interessierte er sich sehr für die Leiden und insbesondere
die subjektiven Schmerzzustände seiner Patientinnen und Patienten. Er begann,
die vorhandenen Schmerzmuster zu protokollieren und die Behandlungen entsprechend
anzupassen. Dabei fielen ihm viele Zusammenhänge auf, die in der physiotherapeutischen
wie auch medizinischen Praxis völlig außer Acht gelassen wurden. So
stellte er beispielsweise fest, dass die empfundenen Schmerzen bei vielen Krankheitsbildern
oftmals sehr diffus und die Ursachen vielfältig waren, in der Regel aber
trotzdem nach einheitlichem Standard behandelt wurden. Er setzte sich zum Ziel,
die unterschiedlichen Schmerzzustände professionell zu katalogisieren um
an Hand dieser Erfahrungswerte noch gezieltere Behandlungen anbieten zu können.
Dies war der Grundpfeiler für sein nach ihm benanntes McKenzie-Konzept oder
auch McKenzie-Methode, welches gemäß seiner Behandlungsschritte auch
kurz als MDT ( Mechanische Diagnose und Therapie ) bezeichnet wird. Zwar wandte
er sein eigenes Behandlungskonzept bereits in den Sechziger Jahren erstmals an;
bahnbrechenden Erfolg hatte er hiermit aber erstmals nach der Veröffentlichung
der Methode im Jahr 1981. Seitdem erfreute sich das McKenzie-Konzept schnell
großer Beliebtheit bei Patienten - oftmals chronischen Fällen, die
nur unter Schmerzmitteln leben konnten - sowie auch bei Ärzten und Wissenschaftlern,
die sich für den praktischen Erfolg dieser Methode und die zu Grunde liegenden
Wirkmechanismen interessierte. Heute ist das McKenzie-Konzept international anerkannt
und wird in rund 36 Ländern weltweit praktiziert. Wissenschaftliche Studien
untermauern die Erkenntnisse von RobinMcKenzie, der im Jahr 2000 mit dem neuseeländischen
Preis Companion of the New Zealand Order of Merit" für seine Errungenschaften
auf dem Gebiet der Wirbelsäulentherapie ausgezeichnet wurde. Das McKenzie-Konzept
bietet bereits seit Jahrzehnten eine einschlägige Ausbildung für interessierte
Therapeuten und Ärzte an, welche über das McKenzie-Institut (siehe
unten) erworben werden kann. Hier zählen alle für die Methode wichtigen
Einzelschritte zum Ausbildungskatalog. Nur wer diese Ausbildungen erfolgreich
absolviert hat, wird in die Therapeutenliste aufgenommen und darf sich entsprechend
McKenzie-Therapeut oder MDT-Therapeut nennen.
Das McKenzie-Konzept in der Praxis
Heute gibt es verschiedene Möglichkeiten, bei chronischen Schmerzen des
Bewegungsapparates eine McKenzie-Therapie in Anspruch zu nehmen. So bieten unter
Anderem physiotherapeutische Praxen die Methode an, und auch viele spezialisierte
Kliniken haben das Konzept in ihrem Maßnahmenkatalog. Die therapeutischen
Ziele des McKenzie-Konzepts umfassen dabei nicht nur eine subjektive Besserung
der Schmerzen, sondern sollen den Patienten auch zu aktivem Umgang mit seinem
Leiden verhelfen. So gehört neben der eigentlichen Schmerzlinderung sowie
der Wiederherstellung von Beweglichkeit auf die umfassende Aufklärung über
Schmerzzustände, die Vermeidung von Rückfällen sowie das Erstellen
eines individuellen und langfristig angelegten Behandlungskonzepts auch für
zu Hause zum Konzept dazu. Diese mehrstufige und umfassende Behandlung ermöglicht
erst eine bestmögliche Prognose, so dass viele erfolgreich Behandelte selbst
in bisher untherapierbaren Fällen schmerzfrei werden können. Zu Beginn
einer jeden Behandlung steht dabei die genaue Diagnose, auch Differentialdiagnose
genannt. Während dieser ersten Sitzung wiederholt der Patient ganz bestimmte
Bewegungen, wobei Art und Umfang seiner Schmerzen notiert werden. Ein ausgebildeter
Therapeut kann diese an Hand des sogenannten Schmerzverhaltens erkennen. Hierzu
zählt beispielsweise die Vermeidung oder Ausweichung bestimmter Bewegungen.
Das Protokoll über das jeweilige Schmerzverhalten dient dann als Anhaltspunkt
für eine weitere Entscheidung: Im klinischen Umfeld beispielsweise wird
zunächst eine Behandlungsreihe ausprobiert. Bei Nichterfolg kann dann noch
immer die geplante Operation beispielsweise der Bandscheiben durchgeführt
werden; häufig ist dies jedoch auf Grund des Behandlungserfolgs nicht mehr
nötig. In diesem Fall werden weitere Behandlungen nach dem McKenzie-Konzept
verordnet. In der Therapiesitzung werden ganz gezielte Bewegungen und Übungen
vom Patienten selbst ausgeführt. Welche dies sind und in welchem Umfang
diese ausgeführt werden, entscheidet der Therapeut an Hand der erstellten
Schmerzdiagnose. Nur in Einzelfällen hilft er manuell aus, indem er beispielsweise
eine Bewegung mit eigenen Handgriffen unterstützt. Entscheidend ist hier
die wiederholte Ausführung der Bewegungen: Im Laufe der Zeit können
die Wiederholungen für eine Änderung des Schmerzmusters führen.
Dabei kann es während einer länger angelegten Behandlunsphase durchaus
auch zu kurzen Verschlimmerungen der Schmerzen kommen. Dies ist beispielsweise
dann der Fall, wenn ausgelagerte Schmerzen, die von der Wirbelsäule Richtung
Arm oder Bein ziehen, zur Wirbelsäule "zurück kehren" und dabei noch
intensiver werden. Dieses typische Phänomen gilt jedoch als positives Zeichen:
Indem der Schmerz hier zu seinem Ursprung zurückkehrt, können dezentralisierte
Schmerzzustände aufgehoben werden. Im Laufe der Behandlung nimmt dann auch
der Schmerz an der Wirbelsäule selbst ab. Neben der Übung unter Anleitung
eines ausgebildeten Therapeuten zählt auch die Eigenanwendung zu Hause zu
den wichtigsten Kriterien des Mckenzie-Konzepts. Diese wird jedoch ausschließlich
nach einem ausgearbeiteten Behandlungsplan durchgeführt und soll dem Patienten
die Möglichkeit geben, aktiv an seiner Genesung beteiligt zu werden. Viele
Betroffene finden es sehr wohltuend, sich aus dem Gefühl der Hilflosigkeit
vor dem Schmerz befreien zu können und stattdessen direkt mitzuerleben,
wie effektiv dieser beseitigt werden kann.
Die wissenschaftliche Anerkennung
Das McKenzie-Konzept ist nicht nur in der Praxis, sondern auch in der Theorie
angekommen. Heute gibt es mehrere Hundert Studien, die sich mit der Wirksamkeit
und den zu Grunde liegenden Annahmen dieser besonderen Behandlung beschäftigen.
Der Großteil kommt dabei zu sehr positiven Ergebnissen. In vielen Ländern
der Welt wird das McKenzie-Konzept im Rahmen einer krankengymnastischen Therapie
verordnet und zählt inzwischen ganz selbstverständlich zum Katalog
anerkannter Maßnahmen. Dabei wird das Konzept als mindestens ebenbürtig
zu konventionellen Methoden betrachtet, in einigen Ländern wie beispielsweise
Dänemark gilt es sogar als die erste Wahl, wenn es um die passende Behandlung
von Patienten mit Wirbelsäulenschmerzen geht. Die wissenschaftliche Anerkennung
des McKenzie-Konzepts hat zu einer weltweiten Verbreitung dieser sehr effektiven
Methode geführt. Zahlreiche Institute sorgen dafür, dass die Ausbildung
der Therapeuten auf einem einheitlich hohen Niveau stattfindet. Interessenten,
sowohl Patienten als auch Ärzte und Physiotherapeuten, finden auf den offiziellen
Seiten des McKenzie Instituts unter http://www.mckenzie.de nicht nur weitere
Infos rund um die Methode, sondern auch eine Liste mit allen in Deutschland registrierten
Therapeuten.