Kryotherapie - Kältetherapie: Anwendungen mit gezielter Kälte
Unter dem Begriff Kryotherapie werden verschiedene Behandlungen
zusammengefasst, die alle durch die Anwendung gezielter Kälte
wirken. Das Konzept erscheint vielen Laien als erstaunlich, schließlich
kennt man normaler Weise den gegenteiligen Effekt, nämlich die
Wärme, als Bestandteil vieler heilsamer Anwendungen. Doch auch
die Kältetherapie ist keine Erfindung der Neuzeit; schon im
Alten Ägypten soll es Methoden mit kontrollierter Kälteeinwirkung
gegeben haben. Und auch im Alltag begegnen uns die Effekte einer
gewollten kurzzeitigen Eistherapie immer wieder: Verletzungen und
Prellungen werden durch kühlende Auflagen gelindert, und auch
in der Kneipp-Therapie wird der gezielte Einsatz von kalten Bädern
und Güssen verordnet. Die Kryotherapie ist dabei gewisser Maßen
eine Weiterentwicklung dieser Methoden; bei ihr kommen deutlich stärkere
Minustemperaturen zum Einsatz. Dabei gibt es grundsätzlich zwei
verschiedene Typen der Kryotherapie: Die lokale Therapie, welche
in verschiedensten medizinischen Bereichen zum Einsatz kommt, und
die allgemeine Therapie oder auch Ganzkörpertherapie. Lokale
Verfahren umfassen beispielsweise die Kryochirurgie, bei der krankhaftes
oder unerwünschtes Hautgewebe regelrecht vereist wird und dementsprechend
abstirbt. Die Kryochirurgie spielt eine wichtige Rolle innerhalb
der Dermatologie und dort insbesondere bei der Entfernung von Hauttumoren,
aber auch zur Versorgung von Wunden oder zur Behandlung von Warzen
und wucherndem Narbengewebe (Kelloiden). Die guten Erfahrungen der
Kältetherapie im Bereich der Dermatologie haben dazu geführt,
dass dieses Verfahren auch in anderen medizinischen Fachbereichen
immer größeren Anklang findet. Der Einsatz einer Kältesonde
ermöglicht oftmals eine sehr präzise Anwendung, bei der
umliegendes Gewebe weitgehend geschont wird. Aus diesem Grunde wird
die Kryotherapie inzwischen auch zur Behandlung erkrankter Innerer
Organe wie der Prostata, der Lunge oder der Leber eingesetzt. Eine
andere Möglichkeit ist die allgemeine oder generalisierte Kryotherapie,
die einer Ganzkörperbehandlung gleichkommt. Hier wird mit dem
Einsatz von speziellen Kältekammern ein kurzzeitiger Frostreiz
auf den gesamten Organismus ausgeübt, welcher unter Anderem
bei der Behebung chronischer Schmerzen sowie anderer Beschwerden
unterstütztend wirkt. Welche Möglichkeiten die Kryotherapie
bietet und welche Methoden es im Einzelnen gibt, haben wir Ihnen
hier auf einen Blick zusammen gestellt.
Warzen, Pigmentflecken und Hauttumore: Die Vereisungstherapie im Rahmen einer
Hautbehandlung
Die Dermatologie kennt den gezielten Einsatz von Kälte schon seit Jahrzehnten.
Mit Hilfe dieser wird unerwünschtes, verändertes oder erkranktes Hautgewebe
schnell und zuverlässig entfernt. Ein Vorteil der Kryotherapie ist dabei
das relativ narbenarme Vorgehen. Im Gegensatz zu einem chirurgischen Einschnitt
verbleiben bei einer Vereisung von Hautgewebe in der Regel keine oder nur minimal
sichtbare Narben zurück. Sie eignet sich deshalb sowohl für die Entfernung
bösartiger Veränderungen der Haut, wie kleineren Tumoren oder auffälligen
Muttermalen. Ebenso geeignet ist die Vereisungstherapie aber auch bei kosmetisch
erwünschten Veränderungen, beispielsweise der Entfernung von Pigmentflecken,
Warzen oder zur Minimierung bereits vorhandener Narben. Die Behandlung ist dabei
je nach behandeltem Hautareal von vergleichsweise kurzer Dauer und muss meist
nur einmalig durchgeführt werden. Auch dies ist ein Vorteil gegenüber
anderen Verfahren, bei denen zur Entfernung von Hautunebenheiten mitunter bis
zu fünf oder sogar zehn Sitzungen eingeplant werden müssen. Die Vereisung
des Hautgewebes kann ambulant und ohne Betäubung durchgeführt werden.
Grundsätzlich gibt es dabei zwei verschiedene Verfahren, welche je nach
Situation und Behandlungsziel ausgewählt werden. Die häufigste Variante
ist hierbei die geschlossene Kryotherapie, bei der die Vereisung mit Hilfe einer
speziellen Kältesonde erreicht wird. Eine andere Möglichkeit ist die
offene Kryotherapie, bei der flüssiger Stickstoff ins entsprechende Gewebe
eingebracht wird und dort für den Vereisungseffekt sorgt. In beiden Fällen
gefriert die behandelte Haut regelrecht; es kommt zu einem Temperatursturz in
den Hautzellen. Dieser Temperatursturz sorgt für eine Vereisung des in den
Zellen befindlichen Wassers. Das behandelte überschüssige oder krankhafte
Hautgewebe stirbt in Folge dessen ab. Durch diesen Prozess kann vergleichsweise
präzise und narbenarm gearbeitet werden. Auch Blutungen und andere Risiken
gewöhnlicher Hautbehandlungen treten bei der Kryotherapie deutlich seltener
auf. Als Zeichen der beginnenden bzw. abklingenden Vereisung, also der Veränderung
des Hautzustands, kommt es jedoch häufig zu einem leicht schmerzhaften Stechen
während der Behandlung. Dieses hält jedoch nur sehr kurz an und verschwindet
danach von allein. Häufig kommt es in Folge der Kryotherapie zu einer Blasenbildung,
welche als natürlicher Wundverband fungiert. Diese Blase kann auch Blut
oder Gewebewasser absondern und sollte nicht aufgestochen werden. Der behandelnde
Arzt bespricht die genaue Nachsorge der vereisten Haut. In der Regel ist hier
lediglich ein regelmäßig gewechseltes Pflaster, bei größeren
Hautpartien auch ein kleiner Verband mit einer passenden antiseptischen Salbe
nötig. Nach Abschluss der Heilphase, welche mehrere Wochen in Anspruch nehmen
kann, ist das endgültige Behandlungsergebnis sichtbar. Nur wenn die erste
Behandlung das gewünschte Hautgewebe nicht vollständig entfernen konnte,
muss eine zweite Vereisungssitzung durchgeführt werden. Grundsätzlich
lassen sich so verschiedenste Hautunebenheuten wie Warzen, Kelloide (wuchernde
Narben), Pigment- und Altersflecken und sogar hartnäckiger Parasitenbefall
behandeln. Auch gut- sowie bösartige Tumoren sind mit der Kryotherapie entfernbar;
hier sollte die Entscheidung für oder gegen die Behandlung zuvor
gut abgewogen werden. Weitere Informationen zur Kryotherapie und
deren Geschichte finden sich beispielsweise auf der Herstellerseite
http://www.kryotherapie.com.
Medizinischer Fortschritt: Die Kryochirurgie
Was in der Dermatologie bereits seit Jahren erfolgreich Verwendung
findet, wird inzwischen nach und nach auch für andere Behandlungsbereiche innerhalb der
Medizin entdeckt. Von der Vereisungstherapie erhofft man sich ähnliche Vorteile,
wie sie auch auf die Vereisung von Hautgewebe zutreffen: Eine zielgenaue und
effektive Entfernung krankhaften Gewebes, welche möglichst narbenarm und
schonend durchgeführt werden kann. So wird die Kryotherapie heute beispielsweise
auch zur Entfernung von Tumoren der Leber, der Prostata oder der Lunge angewendet.
Eine besondere Bedeutung kommt der Kryotherapie bzw. Kryochirurgie dabei im Bereich
der Urologie zu: Wissenschaftler haben herausgefunden, dass insbesondere Krebszellen
des Prostatatumors äußerst empfindlich auf Kälte reagieren. Der
gezielte Einsatz von Kälte zur Vereisung dieser Krebszellen ist deshalb
ein enormer Fortschritt, der die Entfernung von Tumoren ohne Beschädigung
des umliegenden Gewebes ermöglicht. Die Vereisung und das folgende Absterben
des krankhaften Gewebes erfolgt auf gleiche Weise wie bei der Kryotherapie für
die Haut (siehe oben). Dabei gilt die Kryochirurgie noch immer als Spezialgebiet,
welche nur in ausgewählten Kliniken angeboten wird. Auch der Einsatz der
lokalen Kältetherapie zur Behandlung unterschiedlicher Tumoren ist noch
nicht flächendeckend etabliert.
Kälteschock in der Eiskammer: Die Kryotherapie als Ganzkörper-Behandlung
Einen ganz anderen Ansatz verfolgt die gezielte Kältetherapie in der zugehörigen
Kältekammer. Hierbei verbringen PatientInnen sehr kurze Zeit in einer rund
-110 Grad Celsius kalten Kammer. Der enorme Temperatursturz löst einen Reiz
auf den gesamten Organismus aus, welcher daraufhin vermehrt Endorphine ausschüttet
und viele weitere "Notfall-Programme" startet. Dieses körpereigene Programm
sorgt dafür, dass verschiedenste Beschwerden wie Arthrosen und Arthritis,
Rheuma, schmerzhafte Entzündungen der Sehnen und Gelenke sowie schmerzhafte
Degenerationen beispielsweise der Wirbelsäule schon nach wenigen Sekunden
gelindert werden. Eine weitere Behandlungsmöglichkeit umfasst akute Rückenschmerzen
beispielsweise nach einem Hexenschuss (Lumbalgie) sowie die großflächige
Behandlung von Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Psoriasis (Schuppenflechte).
Der Effekt ist jedoch in der Regel nur einige Stunden anhaltend, kann dann aber
im Rahmen einer physiotherapeutischen Maßnahme genutzt werden. Die temporäre
Schmerzfreiheit ermöglicht verschiedenste Bewegungen, welche ohne vorherige
Kältetherapie nicht möglich wären. In Folge dessen verbessert
sich die Beweglichkeit, was auf lange Sicht wiederum zu einer Minderung von Schmerzen
und Verspannungen führen kann. Aus diesem Grund wird die Ganzkörper-Kryotherapie
auch in Kureinrichtungen, Reha-Kliniken und ähnlichen Institutionen angeboten,
wo gleichzeitig physiotherapeutische Behandlungen durchgeführt werden. Eine
Sitzung in der Kältekammer erfordert eine gewisse Vorbereitung: Der Patient
wird an Füßen, Händen und im Gesicht frostsicher "bekleidet" und
trägt darüber hinaus normale Badekleidung. Zur Gewöhnung an die
folgenden Minusgrade folgt zunächst der Besuch einer geringfügig wärmeren
Kältekammer. Hiernach folgt der eigentliche Besuch der Kältekammer,
welcher nur wenige Minuten andauern darf. Bei regelmäßiger Therapie
sollen die Schmerzsymptome zunehmend gelindert werden, wobei es auch zu stets
größer werdenden Abständen bis zum Wiedereinsetzen des Schmerzes
kommen kann. Die Kombination mit sinnvollen physiotherapeutischen Angeboten übt
einen zusätzlich positiven Effekt aus.