Klimakur - Kur im Seeklima, Mittelgebirgsklima oder Hochgebirgsklima
Wohl jeder kennt die wohltuende Wirkung frischer Luft, wie sie in
vielen Großstädten heute nur teilweise zur Verfügung
steht. Verbaute Siedlungen und hohe Gebäude verhindern einen
Luftstrom, der die in der Luft enthaltenen Schadstoffe und Staubpartikel
filtern und beispielsweise in nahegelegene Grünflächen
und Wälder tragen könnte. Diese wiederum sind in der Lage,
schädigende Partikel zu filtern und somit wieder für frische
Luft zu sorgen - nicht umsonst bezeichnet man größere
Grünflächen in der Stadt deshalb auch als "Grüne Lunge".
Doch Schadstofffreiheit ist nur ein Aspekt frischer Luft - hinzu
kommen verschiedene Faktoren, die in ganz bestimmten Regionen dieser
Welt besonders zum Tragen kommen. So schwören die Einen auf
einen Urlaub an der Nordsee mit ihrer salzhaltigen, wohltuenden Luft
, während andere lieber die klare Bergluft genießen. In
beiden Fällen geht es um die wohltuende Wirkung eines sogenannten
Heilklimas, welches sich wohltuend auf ganz verschiedene Leiden und
Krankheiten auswirken kann. Nichts anderes macht sich die Klimakur
zu Nutze: Die Hauptzonen unterscheiden sich in Küstenklima,
Mittelgebirgsklima sowie Hochgebirgsklima. Daneben gibt es noch eine
Reihe von Abwandlungen. Jeder dieser Klimazonen werden ganz bestimmte
Eigenschaften zugeschrieben, die beispielsweise mit dem Sauerstoff-
oder auch dem Salzgehalt der Luft zusammen hängen. Diese Eigenschaften
wirken sich auf ganz spezifische Leidensbilder aus - beispielsweise
gilt ein Aufenthalt am Meer als perfekte Unterstützung für
Menschen mit Asthma oder Neurodermitis; Atemwegserkrankungen können
im Hochgebirgsklima kuriert werden. Dabei gibt es einen ganzen Katalog
verschiedener Indikationen für die jeweiligen Klimazonen. Das
Wissen um deren heilsame Wirkung hat zur Entwicklung einer mehrwöchigen
bis mehrmonatigen Kur geführt, in welcher Betroffene für
den Zeitraum vor Ort wohnen und dabei nach Möglichkeit noch
weitere unterstützende Kurmaßnahmen verabreicht bekommen.
Hierzu zählen beispielsweise Kneippanwendungen und Bäder,
körperliche Betätigung und ein unterstützender Ernährungsplan.
So soll die langfristige Therapie ihre bestmögliche Wirkung
entfalten. Dabei zählt die Zeit an der frischen Luft, beispielsweise
durch sogenannte Freiluftbäder, aber auch bei körperlicher
Betätigung wie Wandern, zu den Hauptfaktoren eines Kuraufenthalts.
Mit der Etablierung der Klimakuren in ganz Deutschland wurden auch
die Kur- und Luftkurorte ins Leben gerufen. Diese bezeichnen Orte,
die sich ganz besonders gut für eine klimakur eignen, weil sie
einer bestimmten Klimazone angehören und darüber hinaus
eine hervorragende Luftqualität mit geringer Schadstoffmenge
bieten. Diese wird übrigens jährlich überprüft,
um eine gleichbleibend hohe Qualität zu sichern. Wer unter chronischen
Krankheiten oder Symptomen leidet, der sollte sich bei seiner Krankenversicherung
ganz gezielt nach den Möglichkeiten einer Klimakur erkundigen.
Insbesondere wenn ärztliche Behandlungen vor Ort nicht mehr
anschlagen, kann ein solcher Kuraufenthalt mit passendem Behandlungsplan
erstaunliche Besserung bringen.
Was ist eigentlich Klima? Aufbau und Wirkung auf den Menschen
Die oben genannten ganz unterschiedlichen Krankheitsbilder und Behandlungsmöglichkeiten
zeigen bereits: Die Empfindung von Klima als angenehm oder unangenehm ist ganz
individuell verschieden. Während frische, klare Luft für jeden Menschen
heilsam ist, können die unterschiedlichen Klimazonen körperliche und
sogar psychische Leiden verstärken oder mindern. Dies liegt nicht zuletzt
an der biologischen Gewöhnung des Menschen an seine natürliche Umgebung.
Es gibt jedoch zusätzliche Möglichkeiten, diese Gewöhnung zu unterstützen
- beispielsweise durch den Einsatz sogenannter Klimakammern. Darüber hinaus
werden jedem Klima spezifische Eigenschaften zugeschrieben, die wie oben erwähnt
heilsam für ganz bestimmte Krankheitsbilder sind und im Gegenzug bei anderen
Krankheiten sogar verschlimmernd wirken können. Deshalb ist eine umfassende ärztliche
Diagnose nötig, um die passende Klimakur zu bestimmen. Der Begriff Klima
ist dabei nur eine Sammelbezeichnung für eine ganze Reihe an Faktoren, die
sich unmittelbar auf den menschlichen Organismus auswirken. Hierzu zählen
in erster Linie natürlich die Temperatur und der Wind, aber auch die jeweilige
Strahlung vor Ort (beispielsweise UV-Strahlung), Luftdruck und viele weitere
Faktoren. Übrigens: Nicht immer ist eine Anpassung an die jeweilige Klimazone
erwünscht. Im Gegenteil: Das, was bei uns als "Reizklima" bezeichnet wird,
also ein für den Organismus ungewohntes und zunächst irritierendes
Klima, kann gerade zu heilsamen Veränderungen beitragen.
DIE KLIMAKUR - WIE UND WO FINDET SIE STATT?
Wie bereits beschrieben gibt es vornehmlich drei Hauptklimazonen,
die für
einen Kuraufenthalt in Frage kommen. Hierzu zählt das Küsten- bzw.
Meeresklima, das Mittelgebirgsklima sowie das Hochgebirgsklima. Beim Hochgebirge
gibt es wiederum verschiedene Abstufungen je nach Höhenmetern. Die lange
Erfahrung mit Kuraufenthalten hat gezeigt, dass PatientInnen in Anpassung an
die jeweilige Klimazone verschiedene Stadien durchlaufen. Innerhalb dieser Stadien
kann der Organismus verschiedene Reaktionen zeigen, die unter Anderem auch eine
Erstverschlimmerung der Symptome beinhalten kann. Erst nach Abschluss dieser
Phasen, die nach etwa drei Wochen vermutet werden, beginnt die tiefer gehende
heilsame Wirkung. Aus diesem Grunde sollte eine Klimakur mindestens vier Wochen,
idealer Weise aber länger durchgeführt werden. Dies hängt nicht
zuletzt auch von dem jeweiligen Krankheitsbild ab. Bei schweren chronischen Leiden
wie Asthma oder Neurodermitis können Kurfaufenthalte von bis zu drei Monaten
empfehlenswert sein. Wird die Klimakur zu früh beendet oder abgebrochen,
kann es zu einem Rückfall kommen.
- DAS SEEKLIMA
Die Küstenluft weist eine ganze Reihe wohltuender Eigenschaften auf. Sie
verfügt über einen hohen Gehalt an Salz, Jod und Aerosol, welche sich
nicht nur wohltuend auf einzelne Organe auswirken können, sondern auch die
Stoffwechselvorgänge beispielsweise der Nebennierenrinde positiv beeinflussen.
Ebenso typisch für das Seeklima sind mitunter starke Winde und die besonders
allergenfreie Luft. Pollen und andere Auslöser für Allergien sind hier
nahezu gar nicht zu finden. Aus diesem Grunde ist die Klimakur an der Küste,
insbesondere an der Nordsee, gut geeignet für Menschen mit Atemwegsbeschwerden
wie chronischem Schnupfen oder Asthma. Auch Hautkrankheiten, oftmals allergen
bedingt, können hier deutlich gelindert werden. Darüber hinaus sind
im Nordseeklima auch rheumatische Beschwerden und beispielsweise Arthrose deutlich
besser behandelbar.
- DAS MITTELGEBIRSKLIMA
Im Mittelgebirge ist besonders sauerstoffhaltig und gilt deshalb als sogenanntes
Schonklima. Hier sind die "Reize" im Gegensatz beispielsweise zum Küstenklima
deutlich geringer, und die typischen Wälder des Mittelgebirges sorgen für
stets frische und sauerstoffreiche Luft. Aus diesem Grunde ist die Klimakur hier
ideal auch für ältere und gebrechliche PatientInnen. Der Begriff "Schonklima" zeigt
bereits, dass im Mittelgebirge auch Krankheiten wie Bluthochdruck und andere
oftmals an Stress gekoppelte Symptome gelindert werden können. So können
hier verschiedene Formen der Herz-Kreislauf-Erkrankungen kuriert werden, ebenso
wie Hautkrankheiten und rheumatische Beschwerden bzw. Arthrose. Außerdem
werden diverse Stoffwechselkrankheiten im Mittelgebirgsklima behandelt.
- DAS HOCHGEBIRGSKLIMA
Als Hochgebirge werden gemeinhin Lagen ab 800 Meter über dem Meeresspiegel
bezeichnet. Die Klimazone wird nochmals unterschieden in Lagen bis zu ca. 1.300-1.500
Meter und bis zu 3.000 Meter, die absoluten Hochlagen. Für die genauen Höhenlagen
und ihre Wirkung auf verschiedene Krankheiten sollte ein Facharzt befragt werden.
Ganz allgemein gilt jedoch: Das Hochgebirgsklima ist für den ungeübten
Organismus zunächst ein reizender Faktor und bedarf einer längeren
Anpassungsphase. Luftdruck und Temperatur nehmen mit zunehmender Höhe ab,
ebenso werden Allergene deutlich weniger. Im Gegenzug kommt es zu einem deutlichen
Anstieg ultravioletter Strahlung; außerdem sondern die Felsmassive eine
ganz bestimmte Strahlung ab, welche sich ebenfalls auf den Organismus auswirkt.
Außerdem kann es zu starken Fallwinden kommen, die ebenfalls einen gewissen
Reiz auf den Körper auswirken. Eine Klimakur in höheren Gebirgslagen
darf deshalb nicht bei sehr empfindlichen oder gebrechlichen Patienten durchgeführt
werden. Gut geeignet ist die Hochgebirgskur hingegen bei allen Formen von Atemwegserkrankungen
bis hin zur Tuberkulose. Auch funktionelle Herzerkrankungen können hier
gelindert werden; bei schweren Formen sollte jedoch vorher eine entsprechende
Belastbarkeit nachgewiesen werden. Bluthochdruck in essentieller Form kann hier
ebenso kuriert werden, allerdings nur bei gemäßigterer Höhenlage.
Darüber hinaus ist eine Klimakur im Hochgebirge angezeigt bei verschiedenen
Erkrankungen der Haut, wie Schuppenflechte ( Psoriasis ) und Neurodermitis.