Fangopackung - Heilmittel der Physiotherapie mit heissem Vulkanschlamm
Unsagbar heiß - und dann umso wohltuender: Wer zum ersten Mal eine Fangopackung verabreicht bekommt, der wird sicherlich die Zähne zusammenbeißen müssen. Denn die Schicht aus erwärmten Vulkanschlamm wird vor der Anwendung auf bis zu 50 Grad Celsius erhitzt - eine Temperatur, die zu Anfang ungewohnt heiß erscheint. Doch schon bald breitet sich ein wohliges Wärmegefühl aus, welches in Kombination mit den wertvollen Inhaltsstoffen des Heilschlamms für eine deutliche Besserung verschiedenster Beschwerden sorgt. Heute sind Fangopackungen als Heilmittel wissenschaftlich anerkannt und längst nicht mehr aus der modernen Physio- und Bädertherapie wegzudenken. Bei regelmäßiger Anwendung verspricht die Behandlung deutliche Besserung verschiedenster Beschwerdebilder - von Rückenschmerzen bis zu Hautkrankheiten. Welche Wirkung Fango hat, wo die Behandlung ihren Ursprung hat und was es sonst noch zu beachten gibt - all das finden Sie hier auf einen Blick zusammengestellt.
Geschichte und Herkunft
Die gesundheitsfördernde Wirkung von Schlick, Schlamm und Heilerde wird bereits seit Jahrhunderten und in zahlreichen Kulturkreisen traditionell genutzt. Die Fangopackung in ihrer heutigen Form wurde in Europa etwa zu Beginn des 20. Jahrhunderts etabliert. Damals war es der Balneologe Keilhack, der erstmals vom Fango (italienisch für (Heil-)Schlamm) sprach. Dementsprechend fanden die Packungen mit dem erwärmten Vulkanschlamm auch erstmals in Kuranstälten sowie in der Bädertherapie Anwendung. Nach und nach konnten auch physiotherapeutische Praxen Fangopackungen für ihre PatientInnen anbieten. Übrigens: Im Herkunftsland des Fangos, Italien, wird das Gemisch aus Vulkangestein und Thermalwasser schon eine ganze Weile länger als traditionelles Heilmittel angewandt. Die dort verabreichten Fangopackungen bestehen jedoch aus einem durch Mikroorganismen zersetzten bzw. fermentiertem Schlamm, während beispielsweise in Deutschland der unverarbeitete Vulkanschlamm verwendet wird.
Fango - Was ist drin?
Um zu verstehen, wieso Fango so reich an vielfältigen Inhaltsstoffen ist,
muss man dessen Herkunft kennen: Der in Europa verwendete Fangoschlamm wird aus
italienischem Vulkangestein gewonnen. In Italien gibt es heiße Quellen,
in denen das zermahlene Gestein immer wieder von sprudelndem Thermalwasser getränkt
und somit zu einem Schlamm verarbeitet wird. Hierdurch kommt es zu einer Mischung
sowohl der Mineralstoffe des Gesteins selbst als auch des an Jod und Brom reichen
Quelwassers. Das Ergebnis ist ein Wirkstoffcocktail, der erst in seiner Kombination
so besonders wertvoll für verschiedenste Beschwerdebilder sein kann. Alternativ
hierzu kann das Vulkangestein aber auch vor Ort mit (Thermal-) Wasser angemischt
werden. Deshalb ist Fango nicht gleich Fango, was Unterschiede zwischen den einzelnen
Behandlungen erklärt. Neben Italien zählt heute auch Deutschland zu
den Herkunftsländern des Vulkangesteins. Hier wie dort ist der aufbereitete
Schlamm in jedem Fall reich an Mineralien; je nach Quellwasser können außerdem
zusätzliche Inhaltsstoffe wie Jod oder Schwefel mit ihren jeweiligen Effekten
zugesetzt werden.
So wird die Behandlung durchgeführt
Heute gibt es verschiedene Möglichkeiten, das Fango für die folgende Behandlung aufzubereiten. In Italien selbst beispielsweise kann der organische Vulkanschlamm der entsprechenden Quellen direkt verwendet werden - Kurhotels in unmittelbarer Quellnähe bieten eine solche Behandlung an. In allen übrigen Regionen Europas wird der Fango jedoch meist erst unmittelbar vor der Anwendung aufbereitet. Hierfür gibt es zwei Möglichkeiten: Zum Einen kann gemahlenes Vulkangestein mit heißem (Thermal-) Wasser angerührt werden. Eine andere Variante ist die Verwendung fertiger Fango-Packungen, welche dann auf einer Spezialplatte in der Praxis erwärmt werden müssen. In beiden Fällen sollte der Fangoschlamm eine Temperatur von rund 40 bis 50 Grad Celsius erreichen. Anschließend wird der aufbereitete Fango auf die entsprechenden Körperpartien aufgetragen - meist als Teilkörperanwendung beispielsweise auf dem Rücken. Um die Wärmewirkung noch zu verstärken, wird der Behandelte zugedeckt und nach Bedarf warm eingewickelt. Nach einer Einwirkzeit von etwa einer halben Stunde wird der Fangoschlamm wieder abgetragen oder abgeduscht. Eine Ausnahme stellen hier fertige Packungen dar - diese können leichter vom Körper abgenommen werden. Nach der Fangopackung ist das gesamte Gewebe tief durchwärmt - eine ideale Vorbereitung für eventuelle weitere physiotherapeutische Maßnahmen.
Wann ist die Fangopackung für mich geeignet? Indikationen und Wirkung
Fangopackungen können durch ihr Zusammenspiel aus wertvollen mineralischen Inhaltsstoffen und der Tiefenwärme, die sie ausstrahlen, eine besonders breite Wirksamkeit aufweisen. So gibt es viel mehr als nur eine Indikation, bei der Anwendungen mit dem vulkanischen Heilschlamm Linderung versprechen: Traditionell wird die Fangopackung beispielsweise bei chronischen Schmerzen, insbesondere des Bewegungsapparates, empfohlen. Hierzu zählen unter Anderem Schmerzzustände im Rücken, Nacken oder in der Schultur unterschiedlichen Ursprungs. Ob Muskelhartspann, Arthrose oder ein akuter sogenannter Hexenschuss - rechtzeitig und regelmäßig angewandt, können Fangopackungen hier sehr wohltuend wirken. Auch bei Rheuma in Muskeln und Gelenken wirkt die Anwendung Beschwerden lindernd. Selbst entzündliche Zustände oder durch Unfall bzw. Trauma bedingte Frakturen können mit Fangopackungen schneller und besser ausheilen. Darüber hinaus wirkt der heiße Heilschlamm natürlich auf oberflächlich sehr gut: Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Schuppenflechte können begleitend mit regelmäßigen Fangopackungen behandelt werden. Ob und in welchem Umfang die Behandlung sinnvoll ist, sollte der Haus- oder Facharzt des Vertrauens klären - er ist auch für die Verschreibung der Anwendungen verantwortlich. Die breite Anwendbarkeit der Fangopackung erklärt sich aus dem Zusammenspiel mehrerer Faktoren: Die enorme Wärme sorgt für eine Durchblutung des gesamten Gewebes - Haut, Muskeln, Gelenke sowie das Bindegewebe werden hierdurch erreicht. Dies sorgt für eine Entspannung der behandelten Muskulatur, für eine bessere Versorgung des Gewebes mit Nährstoffen sowie für eine lokale Stoffwechseloptimierung. Zusätzlich kommt es durch den starken Wärmereiz zu einer Ausschüttung schmerzlindernder Botenstoffe - dies erklärt den sehr guten Effekt bei chronischen Schmerzzuständen.
Wer die Behandlung anbietet
Die Fangopackung wird als Anwendung von zahlreichen physiotherapeutischen
Praxen angeboten. Auch in der Massage - und Badeabteilung öffentlicher Schwimmbäder sowie in Kur- und Heilanstalten gehört die Behandlung oftmals zum Angebot dazu. Der Weg zur Behandlung führt dabei fast immer über den Haus - oder behandelnden Facharzt, welcher bei entsprechender Indikation ein Rezept für die Fangopackungen ausstellt. Dabei werden meist eine Reihe von Anwendungen, beispielsweise zehn bis zwölf Anwendungen im Zeitraum von zwei Monaten, verordnet. Eingelöst werden kann das Rezept dann bei einer Praxis nach Wahl. Alternativ dazu entscheiden sich auch immer mehr Menschen dafür, die Behandlung auf eigene Kosten durchzuführen. Wer privat für die Kosten der Fango-Behandlung aufkommen möchte, sollte sich bei verschiedenen Praxen nach den Preisen für Selbstzahler erkundigen und dann vergleichen. Noch eine andere Möglichkeit besteht beim Aufenthalt in einer Kur- oder Rehaklinik: Hier können Fangopackungen einfach in den Therapieplan eingebettet sein - ein Einzelrezept ist hier in der Regel dann nicht mehr nötig. Und: Auch immer mehr Wellnesshotels und - Einrichtungen haben die wohltuende Wirkung des Fangos erkannt. Insbesondere solche mit dem Schwerpunkt auf Medical Wellness bieten die Fangopackung deshalb als ganz normale Anwendung im Beautystudio oder Spa. Eine kleine Auswahl von Hotels mit entsprechendem Angebot finden sich zum Beispiel bei http://www.beauty24.de/keyword-newsearch.html?elist-query=fango.