Bewegungsbad - eine ganz besondere Form der Physikalischen Therapie
Die wohlige Wärme genießen, ganz von Wasser umhüllt
sein und im Widerstand des mehr oder weniger kühlen Nass behutsam Übungen
ausführen, die in einer normalen Sportstunde unmöglich
erscheinen: Das Bewegungsbad ist eine ganz besondere Form der Physikalischen
Therapie. Es eignet sich hervorragend als begleitende Maßnahme
zur Rehabilitation beispielsweise nach Unfällen oder Operationen.
Die natürlichen Bewegungsabläufe des Körpers können
im Wasser langsam und schonend wiederhergestellt werden. Neben der
Rehabilitation kann das Bewegungsbad auch vorbeugend oder bei chronischen
Beschwerden eine sinnvolle Maßnahme sein: Insbesondere bei
Einschränkungen und Schmerzen des Stütz- und Bewegungsapparates,
also Rücken- und Gelenkschmerzen verschiedensten Ursprungs wie
Rheuma, Bandscheibenbeschwerden, Arthrose und vielen anderen Beschwerden
bietet das Bewegungsbad gegenüber anderen Maßnahmen zahlreiche
Vorteile. Dies liegt in erster Linie am Wasser selbst, welches verschiedene
Eigenschaften wie Wasserdruck, Auftrieb und Widerstand in sich vereint.
All diese Faktoren sorgen für eine Stützung des Körpers,
während gleichzeitig alle ausgeführten Bewegungen ganz
natürlich gedämpft werden. Dies ermöglicht eine Mobilisierung
von Gelenken und Muskeln, welche außerhalb des Wassers deutlich
schmerzhafter oder mitunter gar nicht möglich wäre. Die
Kombination aus Schonung einerseits und intensiverem Üben andererseits
ist es, die das Bewegungsbad so erfolgreich macht in der Behandlung
verschiedenster Beschwerdebilder. Die angenehme Wärme tut Ihr Übriges,
damit sich Körper und Geist gleichermaßen entspannen können.
Durchführung und Wirkung: Das passiert während
der Behandlung
Ein typisches Bewegungsbad sollte so konzipiert sein, dass alle Übungen
im Stehen ausgeführt werden können. Ein solches Badebecken findet sich
in den allermeisten Kliniken mit Kur- bzw. Rehaeinrichtung (siehe auch: "Wo
kann die Behandlung durchgeführt werden?"). Das etwa schulterhohe Wasser
sollte sehr warm temperiert sein, damit die Muskulatur optimal erwärmt und
somit auf die folgenden Übungen vorbereitet wird. Die Durchschnittstemperatur
beträgt dabei zirka 34 bis 35 Grad Celsius. Einige Becken besitzen dabei
unterschiedliche Wassertiefen, damit PatientInnen unterschiedlicher Körpergröße
die Übungen optimal durchführen können. An erster Stelle steht
jedoch vor jeder Behandlung eine sogenannte Anamnese, also ein Aufnahmegespräch
bzw. Diagnose von Arzt und / oder dem behandelnden Krankengymnast bzw. Physiotherapeut.
Im Rahmen eines Kuraufenthalts kann diese Anamnese bereits zuvor mit dem behandelnden
Arzt geschehen. Während des Gesprächs wird die ärztliche Diagnose
einbezogen, aber ebenso auch die individuelle Einschätzung des Patienten
selbst. Dabei ist es wichtig festzuhalten, welche Bewegungen möglich sind
und welche unter normalen Umständen schmerzen; welche Beschwerden und Krankheiten
diagnostiziert sind und ob Unfälle, Frakturen oder Operationen vorausgegangen
sind. Denn auch wenn das Bewegungsbad eine sehr schonende Behandlung ermöglicht
- immer müssen Schmerzen und Beschwerden berücksichtigt werden, die
bestimmte Übungen erst einmal ausschließen können. An Hand dieser
Anamnese wird dann ein Behandlunsplan erstellt, der in der Regel eine Übungsfolge
von mehreren Sitzungen im Abstand einiger Tage bis zu einer Woche vorsieht. Bei
der ambulanten Behandlung wird meist einmal wöchentlich im Bewegungsbad
therapiert. Daneben gibt es auch noch verschiedene Möglichkeiten in der
Ausführung - Gruppenstunden können besonders viel Spaß machen,
in manchen Fällen ist jedoch auch eine Einzeltherapie im Bewegungsbad erfolgsversprechender.
Eine Behandlungseinheit umfasst einen Zeitraum von etwa 20 bis 30 Minuten. Während
dieser Zeit werden spezielle Mobilisierungs- und Kräftigungsübungen
ausgeführt, die vom Krankengymnast erklärt und gegebenenfalls auch
korrigiert werden. Hierzu gibt es eine riesige Auswahl verschiedenster Übungsfolgen
mit und ohne Hilfsmittel und für nahezu jede Körperpartie. Durch Variation
verschiedener Übungen bringt die Bewegungstherapie besonders viel Spaß und
Abwechslung. Auch Übungen zusammen mit einem Partner können dazugehören.
Typische Hilfsmittel im Bewegungsbad sind beispielsweise am Beckenrand angebrachte
Metallstangen, die einen guten Halt bei verschiedenen Übungen ermöglichen.
Hier können zum Beispiel ähnlich der Ballettstange Stretching-Übungen
unter Wasser absolviert werden. Andere Hilfsmittel sind beispielsweise Pool-Nudeln
oder Schwimmbretter aus Schaumstoff, welche im Wasser ganz natürlich nach
oben treiben und somit einen weiteren Übungsanreiz bieten. Hier gibt es
zahlreiche Varianten, die je nach Übung beispielsweise die Bauchmuskulatur,
die Rückenpartie, Becken, Arme oder Beine kräftigen können. Ganz
einfache Übungen umfassen beispielsweise das Herunterdrücken, Ziehen
und Wegdrücken dieser Hilfsmittel. Eine andere Möglichkeit ist es,
sich auf Schwimmbrett oder Poolnudel zu setzen und dabei mit den Armen zu paddeln.
Auch mit großen oder kleinen Gymnastikbällen können verschiedenste Übungsfolgen
absolviert werden. Die spezifisch zugeschnitten Übungen im Bewegungsbad
bieten durch die Kombination aus Training und den besonderen Eigenschaften des
Wassers gleich mehrere positive Effekte:Die Schonung von Muskeln und Gelenken
ermöglicht es, auch Übungen durchzuführen, die an Land undenkbar
wären. Schmerzen und Fehlstellungen können hier weitestgehend vermieden
werden. Die Wärme des umgebenden Wassers tut ihr Übriges, um die
Muskeln bestmöglich zu mobilisieren. Durch die Auftriebswirkung des Wassers
können hier ganz nebenbei auch noch Gleichgewicht und Koordination trainiert
werden. Der natürliche Wasserwiderstand sorgt außerdem dafür,
dass Koordination und Kraft gleichmäßig und auch mit leichteren Übunen
deutlich verbessert werden können. Eine kleine Übersicht verschiedener Übungen
im Bewegungsbad finden sich beispielsweise bei PhysioWissen unter http://www.physiowissen.de/udb2-portal-Orthopaedie_Chirurgie_Bewegungsbad-16-43-.html.
Wo kann die Behandlung durchgeführt werden?
Das Bewegungsbad zählt zum Maßnahmenkatalog der Physikalischen bzw.
Rehabilitativen Medizin. Die Durchführung erfordert eine entsprechend ausgestattete
Badeabteilung, wie sie in kleineren Praxen eher selten zu finden ist. Vorrangig
wird das Bewegungsbad deshalb im Rahmen eines Kuraufenthaltes bzw. während
einer Rehabilitationsmaßnahme in einer Klinik verschrieben. Hier gibt es
sowohl die passende Ausstattung als auch qualifiziertes Personal, welches auf
den Patienten und seine Beschwerden zugeschnittene Übungsabläufe anbieten
kann. In einigen Fällen ist es auch möglich, die Badeeinrichtungen
mit entsprechender Indikation und Überweisung vom Haus- oder Facharzt ambulant
zu nutzen. Bei der ambulanten Nutzung, beispielsweise als begleitende krankengymnastische
Maßnahme bei Rückenbeschwerden oder Rheuma, muss der Arzt zuvor ein
entsprechendes Rezept ausstellen, welches speziell die Übungen im Bewegungsbad
verordnet. Einige Einrichtungen bieten das Bewegungsbad darüber hinaus auch
für Selbstzahler an. Außerhalb eines Klinik- und Kuraufenthalts bieten
beispielsweise auch größere Physiotherapeutische Praxen, teilweise
in Kooperation mit Öffentlichen Schwimmbädern, sowie Schwimmbäder
mit entsprechender Badeabteilung das Bewegungsbad gegen Rezept an. Ob und in
welchem Umfang das Bewegungsbad in die Therapie der eigenen Beschwerden eingebunden
werden kann, sollte man vorab mit einem Arzt seines Vertrauens besprechen.
Aquagymnastik, Aquafit und Co. : Moderne Varianten des Bewegungsbades
Neben den medizinisch verordneten Übungen im Bewegungsbad gibt es noch eine
ganze Reihe weiterer Maßnahmen, die sich die positiven Wirkungen des angenehm
temperierten Wassers zu Nutze machen. Diese Programme arbeiten allesamt mit der
Schwerkraft und dem natürlichen Auftriebs des Wassers im Becken, wodurch
nicht nur Gelenke geschont und Muskeln entspannt werden, sondern auch eine deutlich
stärkere und intensivere Übung möglich ist als bei herkömmlichen
Sportübungen. Einige dieser Bewegungseinheiten im Wasser machen sich typische Übungen
aus dem Bewegungsbad zu Nutze, beispielsweise als Rückentraining oder Wassergymnastik in Öffentlichen Schwimmbädern. Auch fernöstliche Sportarten und
deren sanfte Bewegungsabfolgen werden immer häufiger "ins Wasser verlegt" angeboten.
Daneben gibt es eine ganze Reihe verschiedener Sportprogramme, die vor Allem
den Fitnessaspekt berücksichtigen: Beim Aquafit beispielsweise werden typische Übungen
aus dem Bereich Aerobic und Krafttraining verwendet; beim Aquajogging oder Aquaspinning
werden Lauf- und Radtraining unter Wasser angeboten. All diese Abwandlungen des
Medizinischen Bewegungsbades können eine zusätzliche Hilfe sein, um
wieder zu mehr Beweglichkeit zu gelangen und ganz nebenbei die sportlichen Leistungen
zu verbessern. Durch den natürlichen Wasserwiderstand sowie den Temperaturausgleich
können die Übungen besonders intensiv wirken und bei regelmäßigem
Training auch die Gewichtsreduktion unterstützen. Sportprogramme im Wasser
werden von vielen Reha- und Kurkliniken ambulant oder stationär, aber auch
von Öffentlichen Schwimmbädern oder beispielsweise der VHS angeboten.